Einkäufe online zu erledigen ist ja viel bequemer. Zumindest im ersten Teil des Prozesses. Insbesondere bei nicht verderblicher Ware hat man die gesamte Palette aller Hersteller zur Auswahl und kann nach Herzenslust die technischen Spezifikationen, die Werbevideos, die Produkttests, die mehr oder weniger authentischen Rezensionen konsumieren, was zumindest bei mir meist schon die Lust auf das Desiderat vergehen lässt. Wenn ich mich aber dann doch zu einem Kauf durchringe, beginnen die Probleme.

Jeder kennt das Leid vergessener Benutzerzugänge, abgelaufener Zahlungsmittel, aufgekaufter Anbieter, die die eigenen Kunden leugnen wollen und dergleichen. Trifft das nicht zu, und man kann tatsächlich den Warenkorb mit Artikeln befüllen und schreitet zur virtuellen Kasse, ist der Kunde plötzlich kein König mehr. Hier muss der Online-Handel noch von seinem realen Konterpart lernen, zuerst das Geld zu nehmen und dann die Leistung einzustellen, nicht umgekehrt.

Die Auswahl eines Lieferdienstes, den man vertraut, wäre den Meisten sicher etwas wert, spätestens nach der zweiten Episode, dass der Bote den Aufkleber mit dem Hinweis fragil als Akronym für fällt regelmäßig auf Granit in der Lieferung interpretiert. Oder dem vielzitierten Abholort im Logistikzentrum, das sich verkehrsgünstig zwischen Jedletzberergstraße und Flughafen befindet.

Das weckt mein ökonomisches Interesse und ich versuche, mir einen fairen Preis dazu zu überlegen. Basierend auf den Wert meiner Zeit und den Mühen und Erniedrigungen, die ich bei Abholung erleiden muss, wäre eine Lieferung durch auf Rosenblüten schreitende Vestalinnen durchaus angebracht. Andererseits wäre eine einfache monetäre Zusatzmotivation für den Kurier bei erfolgreicher Ausübung seiner Aufgabe deutlich günstiger. Irgendwo dazwischen wird sich der Betrag für eine Zustellung schon befinden. Nach dieser Erkenntnis reserviere ich gleich einen Flug nach Stockholm nächsten Dezember.

Nachdem der Kapitalist in mir nun geweckt ist, überlege ich, wie man das Angebot ausweiten könnte. Zum Beispiel um eine günstigere Variante, bei der Kunde sich selbst um den Transport der Ware kümmert? Etwa sogar ab dem Ausstellungsort? Das ist eine bahnbrechende Idee. Ich nenne sie kostenlose Filialabholung und lasse mir die Idee patentieren!