Art der Anzeige: Verstoß gegen die Ausgangsbeschränkungen
Anzeige durch: Dr. Heinrich Faust
Wohnhaft in: Wohnanschrift konnte nicht verifiziert werden
Zeuge(n): Dr. Wagner | ein Pudel
Wohnhaft in: Untermieter bei Hrn. Homunculus | hinter dem Ofen
Anzeige gegen: Das gemeine Volk, insb. ein alter Bauer Landwirt
Tatzeitpunkt: Ostersonntag
Tatort: al fresco
Anmerkung Ort konnte nicht ausfindig gemacht werden;
der Behörde: Revierinspektor vermutet, dass es sich um ein ital. Restaurant handelt
Tathergang: Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick
Im Tale grünet Hoffnungsglück
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in raue Berge zurück.
Von dorther sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben
Doch an Blumen fehlt’s im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurückzusehen.
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden,
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerkt- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! Wie behebend sich die Menge,
Durch die Gärten und Felder zerschlägt
Wie der Fluss, in Breit und Länge,
So manche lustigen Nachen bewegt,
Und bis zum Sinken überladen
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein!
Erfasst von: Johann W. v.G., frankfurter Vorstadtrevier